DAS
17. JAHRHUNDERT
9.
Wiederbesiedlung zu Ende des 17. Jahrhunderts
Noch 1683 war Ottenhausen leer und in
Gersweiler lebten nur zwei arme Untertanen. Aufgrund der
Wiederbesiedlungspolitik gab es mehrere Familien, die versuchten, hier Fuß zu
fassen, aber die Gegend wieder verließen. Sie sorgten zwar dafür, daß Leben in
die verlassene Gegend kam und die Verheerungen des Krieges wenigstens teilweise
beseitigt wurden. Ihr hartes Leben hier begann mit dem Bau einer Behausung oder
dem Wiederaufbau eines verfallenen Hofes und dem Urbarmachen des verwüsteten
und verwilderten Landes (Butzen).
Nur von drei der vor dem 30jährigen Krieg
hier lebenden Familien kehrten Nachkommen zurück: von Stephan Becker, von
Arnual Schilles und von Friedrich Claußen. Die katholischen belgischen Familien
Mathieu, Bernard, de Melan (Melling) wanderten ein und blieben hier. Andere
belgische und französische Katholiken kamen und zogen von hier wieder fort:
Wandres, Bonvy, Collignon, Heinrich André, Autier Jean, Grimont Jean, Jean
Chadot, Durond Heinrich, Matthias Vigneron, Bonseing, Brie, Carnache, Penson,
Hugo, Laurent, Periot, Aran, Vautier, Cometian, Cause. Nur funf deutsche Namen
gab es bei den Neuhinzuziehenden: Thomas Baur, Christian Florin, Johann Bayer,
Peter Bayer, Hans Feger. Erst nach der Jahrhundertwende siedelten sich vor
allem evangelische Familien aus deutschsprachigen Ländern an, die auch hier
blieben: Johann Dierstein, Hans Eberhard Diesinger, Franz Jakob Siebenschuh,
Johann Heinrich Meyer, Joh. Christoph Köhl, Georg Martin, Erb, Zimmermann,
Kühner, Ledig.
9.1.
Meier Hanß Wilhelm Baur
Der erste Meier seit dem schlimmen Krieg
dürfte Hanß Wilhelm Baur sein. Er ist eindeutig bezeugt als Maire (maire dudit
lieu) im Oktober 1685 und im Februar 1686. Bei der Renovatur 1683 gibt es nur
ein einziges Lebenszeichen von ihm. Bei der Summe der zugeteilten Wiesen werden
10 Wagen wegen des Giechenbacher Erbes aufgeführt, die Wilhelm Baur hat. Mehr
konnte ich über ihn nicht erfahren - auch nicht woher er kam, wie lange er hier
blieb, und wohin er ging. Seine Amtszeit als Meier war von kurzer Dauer, da
Gersweiler 1683 noch fast menschenleer war und bereits im November 1686 ein
anderer Meier genannt wird.
9.2.
Meier Nicolas Vautier
Zu den eingewanderten Wallonen zählte auch
Nikolaus Vaultier (Vautier, Vaulthier). Er bekam am 15. Mai 1683 Kiefers Haus
zugewiesen. Es lag neben Stephan Beckers Haus, einem der drei noch lebenden
Erben. Der Stall fehlte noch. Ihm wurde Land als Garten-, Feld- und Wiesenland
zugeteilt. Die Vogtei war die ganze Zeit vakant gewesen. Am 5.12.1685 kaufte er
von der Herrschaft die sogenannte Kiefers Vogtei zu Gerschweiler, die vorher
dem neuen Untertan Claus Reuther zugewiesen war, der sie aber wieder verlassen
hatte, für 30 Reichsthaler. Außerdem kaufte er als Gewalthaber seines Bruders
Alexandre die sogenannte Melchior Clausen Vogtei. Auch diese war einem neuen
Untertan zugewiesen worden (Peter Schneider), der sie wieder verlassen hatte.
Ebenfalls hatte er die sogenannte Reuter Hansen Vogtei für 45 Reichsthaler
gekauft.99 In einer Urkunde des Tabellions von Freistroff in
Lothringen wurde er im Oktober 1687 als "Maire de Gersweiler"
genannt. Im November 1686 war er "maire de Guersviller", wie die
"registres ordinaires au baillage du comté de Saarbruck pendant l'année
1685-86" bezeugen.
Am 21. Oktober 1693 kam es in Saarbrücken zu
einem Prozeß zwischen Nicolas Vautier, "habitant de Gersweiller" als
Kläger, und dem Ottenhausener Einwohner Etienne Bernard. Es ging um Holz, das Bernard
unberechtigterweise auf Püttlinger Bann gemacht hatte und wodurch er Vautier
schädigte, und zwar während dieser in der französischen Armee war, die zum
Kampf in Deutschland bestimmt war (l'Armee d'allemagne). Am 14.2.1689 hatte das
deutsche Reich Frankreich den Krieg erklärt. Es ist möglich, daß die Ursache
für die Beendigung des Meieramtes in seiner Abwesenheit liegt, zumal er sich
der feindlichen Armee angeschlossen hatte. Er war gebürtig in Neufchatel in den
Ardennen und verheiratet mit Kath. le Coq, ebenfalls aus Neufchatel.
Daß ausgerechnet einem zugezogenen
katholischen Ausländer das Meieramt übertragen wurde, hatte seinen Grund in der
Förderung des römisch-katholischen Glaubens und der französischen Sprache von
Seiten des französischen Staates. Außerdem gab es in Gersweiler wohl kaum
andere Bewohner, die geeignet waren. Alle Amtspersonen mußten katholisch sein.
Die evangelischen Beamten mußten entweder ihre Religion ändern oder ihren
Dienst verlassen. Neubesetzungen wurden strikt mit Katholiken getätigt, die
außerdem möglichst Franzosen waren. Der Meier wurde 1692 zum königlichen Maire.100
Der französische Intendant setzte die neuen Beamten ein, ohne Rücksicht auf die
Landesherren zu nehmen. Sie waren vielmehr als Träger des französischen Willens
ein Instrument gegen die Landesherrschaft.
Nicolaus Vaulthier war in zweiter Ehe
verheiratet mit Anna Maria Pfluger (auch Floger) aus Solothurn. Sie hatten nur
einen gemeinsamen Sohn, Jacob Paschalis (1694). Das Kirchenbuch St. Johann
berichtet uns eine für damalige Verhältnisse nicht alltägliche Begebenheit am
24.3.1699, nämlich die Taufe des Kindes Joseph, unehelicher Sohn aus dem
Ehebruch von Anna M. Pfluger, in Abwesenheit ihres Mannes. Paten waren Michael
Vandres und Cath. Marg. Dierstein, beide aus Gersweiler. Ausdrücklich wurde
darauf hingewiesen, daß der Name des Vaters ungewiß sei. Nicolas Vautier starb
im Jahre 1702. Seine Witwe Anna M. Pluger heiratete am 7.1.1703 den Witwer Jean
Rous.
9.3.
Meier Charles Bonvys
Charles Bonvys (Bonvy, Bouvy, Bonny, Bony,
Bonnie, Bonnier) erscheint in einer Akte des Landesarchivs Saarbrücken vom 15.
Juli 1690 wie in den Jahren vorher als einfacher habitant (Einwohner) von
Guersviller. Anschließend steht ein undatierter Text, der ihn als "Maire
de Gersweiler" ausweist. Das katholische Kirchenbuch von St. Johann
bescheinigt seinen Tod am 8.9.1691. Er stammte danach aus Bernimont/Ardennen
bei Neufchateau, wurde nur 40 Jahre alt und in St. Johann begraben. Verheiratet
war er mit Catharina. Zwei Kinder sind bezeugt: Ägidius (geboren in Gersweiler,
getauft am 28.4.1687 in St. Johann) und Leonhard (geboren in Nousseviller,
getauft am 9.10.1689 in St. Johann).
Am 15. Mai 1683 hatten Charles Bonvys,
Nicolas und Alexandre Vautier von den leeren Vogteien je eine zugewiesen
bekommen. Aufgrund dieses Datums und der gleichen Herkunft nehme ich an, daß
zumindest diese 3 gemeinsam hierher kamen. Charles Bonvy bekam das Haus von
Mathes Clausen, gelegen neben der Schweizerei. Stall gehörte keiner dazu, der
Scheuerplatz lag in einiger Entfernung vom Haus. Der Fiskus konnte ihm das Haus
übergeben, da keine Erben vorhanden waren. Er bekam außerdem Land (Garten,
Felder, Wiesen) zugesprochen.
Diese Mathes Clausen Vogtei verkaufte Gräfin
Eleonora Klara am 22.5.1689 für 52 Gulden 15 Albus an Thomas Bauer. Am
23.5.1698 verkaufte dieselbe Gräfin zum gleichen Preis die ihr heimgefallene
Mathes Clausen Vogtei an den Steinmetzen Christian Florin. Am 12.10.1690
erscheint Bonvy zusammen mit Jean Collignon als Pächter der an Dorf und Bann
gelegenen und verlassenen Äcker, Wiesen und Gärten, die zur Schweizerei
gehörten.